„In
der Nacht des 6. März 2012 bis zum Morgen des 7. März wurde durch das Werk Gendorf (Fa. Clariant) die seit weit über 30 Jahren
schlimmste ökologische Katastrophe in einem Fluss in der weiteren Umgebung
ausgelöst, die aquatische Flora und Fauna in der Alz
unterhalb des Werkes bis zum Inn auf ca. 15 km Länge fast völlig vernichtet;
allein 6,5 t Fischkadaver wurden abgesammelt. Glücklicherweise forderte der
Unfall kein Menschenleben.
Die
Kette von Missachtungen von Warnungen, Fehlhandlungen, durch verknüpfte
Löschwasser und Kühlwassersysteme, durch zu kleine Rückhaltebecken bedingte
Fehlentscheidungen scheint inzwischen (20. 4.) relativ weit bekannt, leider
nicht durch eine offene Informationspolitik des Werkes Gendorf.
Bis zum 7. März morgens wurde ev. schon vor dem Brand aber vor allem danach mit
dem Löschwasser eine bisher unbekannte Menge (bis zu 800 kg [1])
Fettamin in die Alz
geleitet. Am problematischsten erscheint derzeit, dass dies trotz vielfältiger
Warnungen möglich war: Bürger hatten Auffälligkeiten gemeldet, Messaparaturen schlugen Alarm, der Brand betraf eine
bekanntermaßen sehr fischgiftige Substanz, durch deren Emission am 9. 3. 1983
schon einmal eine vielleicht nicht ganz so große Alzkatastrophe
ausgelöst wurde; all das hatte aber keine Konsequenzen.
Das
vor allem für die aquatische Fauna stark toxische Fettamin
vergiftete die aquatische Fauna und die Algen in der Alz
vom Werk Gendorf bis zum Inn fast vollständig,
inklusive zig-tausender Fische, die aus dem Inn in die Alz
zu Laichen gekommen waren. Die Folgen für andere Lebewesen sind derzeit nur
qualitativ zu benennen.
Hier
versuchen wir den ökologischen Schaden zumindest qualitativ zu fassen. Wir
stellen auch zusammen, was dazu bekannt geworden ist, versuchen diese Angaben
durch Rückfragen beim Werk Gendorf, dem Landrats- und
Wasserwirtschaftsamt, der Staatsanwaltschaft zu verifizieren. Wir sammeln
einige weitergehende Fragen und Forderungen. Hauptpunkte sind
* die schnellstmögliche Renaturierung z.B. durch Besatz auch mit
nicht-kommerziell erhältlichen Arten, die ev. speziell gezüchtet werden müssen,
* ein Monitoring dieser Maßnahmen und
* im technischen Bereich die konsequente Überprüfung der Sicherheitsanlagen und
Prozeduren und ihre Anpassung an den besten Stand der Technik und vielleicht
vor allem
* im personellen/organisatorischen Bereich Maßnahmen, die sicherstellen, dass
Warnhinweise, dass Überschreitungen von Höchstwerten auch Konsequenzen haben.
Eine solche Katastrophe darf sich nicht zum dritten Mal ereignen!“
Abkürzungen:
ANA = Alt-Neuöttinger Anzeiger
(Lokalzeitung)
AÖ = Altötting
BN = Bund Naturschutz in Bayern
LRA = Landratsamt (meist Altötting)
TS = Traunstein
WWA = Wasserwirtschaftsamt (meist
Traunstein)
WG = Werk Gendorf
Wenn
Sie mit dem Cursor auf die blauen Textstellen
gehen, die „Strg“-Taste drücken und dann mit dem Cursor klicken, können Sie im
Text hin- und herspringen, bzw. auf den Webseiten des LRA, des WG die
entsprechenden Texte einsehen.
1.1 Zeitlicher Ablauf der Alzkatastrophe
Der
zeitliche Ablauf war aufgrund der bisher vorliegenden Informationen (Werk Gendorf (WG), Landratsamt (LRA)) nur sehr lückenhaft
bekannt; erst mit einem Artikel in dem Alt-Neuöttinger
Anzeiger (ANA) vom 18. 4. erscheinen wesentliche Punkte in einem klareren und
von bisherigen Informationen in wichtigen Teilen abweichenden Licht.
Detailliert wird der Ablauf in Kapitel 7.1.1 gelistet,
inklusive der verschiedenen Presseerklärungen von LRA, WG und der Aktivitäten
der Kreisgruppe des Bund Naturschutz (BN).
Wichtig erscheinen uns derzeit vor allem
folgende Punkte:
* Generell scheinen Warnungen vor allem durch vorhandene Warnsysteme aber auch
durch Hinweis von Bürgern nicht oder nicht genügend beachtet worden zu sein:
Das gilt für
** Warnungen vor dem Brand (am 6. 3. mittags), bei dem auf die unüblich großen
Schaummengen in der Alz bei der Einleitestelle
hingewiesen wurde. Diese gibt es zwar anscheinend relativ häufig, Maßnahmen
dies abzustellen führten aber durch den weiteren Verlauf des Unglücks zu
problematischen Situationen.
** mehrere Warnungen bezüglich zu hohem Druck und Temperatur in dem
Abgaswäscher vor dem Brand (am 6. 3. Abends).
** mehrere Warnungen bezüglich erhöhter Kohlenstoffkonzentrationen im Abwasser
in die Alz in der Nacht des 7. 3., teils über
Stunden.
(Wir sind bisher davon ausgegangen, dass
die entsprechenden Messapparate die Verschmutzungen mit dem auf Wasser
aufschwimmenden Genamin gar nicht messen konnten; nun
erscheint es eher so, dass die Apparate funktionierten, deren Warnungen, die
gemessenen teils massiven Überschreitungen der Höchstwerte aber von niemand
ernst genommen wurden!)
* Die Kapazität der Rückhaltebecken scheint so gering zu sein, dass schon
wenige Stunden Aufnahme des „Regen- und Kühlwassers“ aus einem Werksteil diese
füllen, auch ohne jeden Regen! Schon nach wenigen Stunden muss die Produktion
abgestellt werden, was natürlich jedem Unternehmen weh tut und nach
Alternativen suchen lässt.
* Dass der Brand eine stark fischtoxische Substanz betroffen hat und in ihrem
Produktionsbereich stattfand, dass diese Substanz
schon einmal (1983) zu einem katastrophalen Fischsterben geführt hat, hat
anscheinend nicht zu besonderer Aufmerksamkeit geführt.
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1.2 Fettamin-Unglück vor 29 Jahren! PFOA.
Am 9. 3. 1983 gelangten schon einmal ca. 200 kg Fettamin
in die Alz: Es wurden mehrere tausend tote Fische
gefunden und entsorgt (2 t Fischkadaver). Bei einem normalen betrieblichen
Vorgang (Umpumpen von Fettamin) wurde nicht erkannt,
dass noch Fettamin im Pumpsystem war; es wurde in die
biologische Kläranlage (in der das leicht abbaubare Fettamin
anscheinend doch nicht abgebaut wird?? Siehe dazu Punkt 2) und weiter in die Alz
gepumpt. Von den hier genannten Zahlen erscheint die damalige Vergiftung weniger
katastrophal (2 t Fischkadaver damals gegenüber 6.5 t heute, 200 kg Fettamin 1983 gegenüber < 800 bzw. < 550 kg 2012); ob
diese Reihung stimmt, ist heute vielleicht nicht mehr zu klären. Wahrscheinlich
wird damit aber das heutige Unglück zum größten Unfall, was die Wasserfauna
betrifft, seit weit über 30 Jahren. Im WG und beim LRA sind zu diesem Unfall
Unterlagen vorhanden, etwa Untersuchungen in der Alz,
zum Abbauverhalten etc., wir haben nachgefragt; da das WG unsere diesbezügliche Frage
anscheinend völlig missverstanden hat, fragen wir erneut nach.[2] LRA und WWA konnten die entsprechenden Dokumente noch
nicht aufarbeiten („Brisanz der Katastrophe“, Treff vom 24. 4.), möchten dies
aber nachholen, wenn Zeit und Gründe dafür da sind; dies zeigt, dass 30 Jahre
schon genügen, um Informationen weitgehend verschwinden zu lassen. Messungen an
der Hohenwarter Brücke von 1982 und 1989 zeigen
allerdings vergleichbare Ergebnisse, die zumindest in dieser Hinsicht nicht auf
eine zwischenzeitliche Katastrophe hindeuten.
Die BN-Kreisgruppe Altötting hatte 1983 anlässlich dieses Unglücks einen
Briefwechsel mit dem Bayer. Landesamt für Wasserwirtschaft in München. U.a. hat
der BN auch auf die laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und der
Kriminalpolizei hingewiesen, ohne dass uns derzeit dazu Ergebnisse vorliegen (wir fragen bei WG,
LRA und ev. der Staatsanwaltschaft nach).
Ende 2009 wurden PFOA-Verschmutzungen im
Wasser und anderen Kompartimenten entdeckt. Sie stammten nicht aus einem
Unfall sondern aus der normalen Produktion, ihre Emissionen waren den Behörden
bekannt. Im darauf folgenden Jahr hat Fa. Dyneon
diese Chemikalie durch weniger problematische Chemikalien ersetzen können. Mehr
siehe auf der BN-Webseite, Themen, Wasser, PFT-Problem im LK AÖ (bitte anklicken).
Häufung der Wasserprobleme an der Alz: Ein wichtiger
Grund dafür, dass sich die Wasserprobleme gerade beim WG und der Alz häufen besteht in der geringen Restwassermenge [3]
in der Alz von oft nur ca. 5 m3/sec und dem damit
geringen relativen Verdünnungsfaktor.
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1.3
Schaumbildung am 6. 3. 2012 vor der Katastrophe
Aktivitäten
an der Alzeinleitung des WG am 6. 3., 9:30 Uhr: An diesem Morgen bemerkten Personen,
die fast täglich vorbeifahren, ungewöhnliche Aktivitäten von Werksangehörigen
an der Alzeinleitung.
Schaumbildung an Alzeinleitung
am 6. 3., 11:57 Uhr: Ein Bürger machte am 6. 3. mittags Bilder von starker
Schaumbildung und verständigte umgehend das WG; auch einige Tage danach war
wieder stärkere Schaumbildung sichtbar. Bei der ersten Kurzbesprechung, zu der Infraserv uns anlässlich der Übergabe unserer
Pressemitteilung am 13. 3. abends („1 Woche Alzkatastrophe“)
eingeladen hatte, wurde diese Schaumbildung als immer wieder und auch bei
gesetzlich erlaubten Emissionen auftretend und ohne Zusammenhang mit der Fettaminvergiftung erklärt. In Anbetracht der
Produktionspalette von Waschmittelrohstoffen könnte das plausibel sein.
Nach Angaben des WG (30. 3., Besuch MdL Dr. Magerl) wurde an diesem Tag
aufgrund der Schaumbildung ein Teil des Abwassers der Kläranlage in die
Rückhaltebecken geleitet, um durch Verdünnungseffekte das Aufschäumen zu verhindern!? Dies wurde am 13. 3. nicht erwähnt. Dadurch
waren die Schieberstellungen in einer Position, die die spätere Schließung beim
Brandereignis verzögerte. Diese Aussage widerspricht der vom 13. 3. und auch der
Antwort auf die Fragen des BN vom 3. 4., wir fragen nach.
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2.
Fettamin „Genamin LA 302 D“
ein äußerst fischtoxisches Fettamin:
Chemische Substanz: Bei Genamin LA 302 D handelt es
sich um ein technisches Gemisch von N,N-Dimethyl-alkyl-aminen (alkyl =
C12 und C14). N,N-Dimethyl-dodecylamin (C12):
Menge: Laut einer Mengenbilanz des WG
ergibt sich: 5700 kg Fettamin lagerten vor dem Brand
im Brandgebäude, 4700 sind im Fettabscheider und 200 kg in den Rückhaltebecken
geblieben; d.h. es fehlen 800 kg Fettamin, die
verbrannten oder in die Alz gelangten; laut WG vom 3.
4. wird (ohne Begründung) diese Menge auf 550 kg verringert (wir fragen nach).
Dichte: < 1g/cm3, d.h. Fettamin schwimmt auf Wasser auf, wird durch Sensoren im
Wasser kaum entdeckt!
Wasserlöslichkeit sehr gering (10 mg/l), allerdings genügen schon 0,7 mg/l,
um als Kiemen- und Membrangift aquatische Fauna und Flora abzutöten. Wie empfindlich
sind die Messsysteme?
Wirkung: Säugetiere:
Schleimhautreizend, ätzend.
Aquat. Fauna: Hochgiftig, Kiemen- und
Membrangift. Giftigkeit am höchsten für Grünalgen, Ev.
zusammen mit Emulgatoren problematischer? Laut Bayer. Landtag wird die
Schleimhaut der Fische aufgelöst, dies sei die Hauptursache für das Fischesterben??
Abbau: Biologisch schnell
abbaubar, nach 28 Tagen 70%, auch im Schlamm, .. In
einer biologischen Kläranlage Abbau um 99,6% (dagegen Unfall von 1983??).
TDI (toxical
daily intake) und ähnliche
Werte: WG hat uns amtliche Papiere dazu übergeben (EFSA Food Contact Approval, OECD SIDS
Initial Assessment Report). LRA (12. 4.) beurteilt weder lebenslangen noch
kurzfristig hohen Konsum von Fischen als gesundheitsgefährlich (sind das die
getöteten Fische?)
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3.
Auswirkungen auf die aquatische Fauna und Flora
(und andere, z.B. auf
Vögel)
Alz:
Die Alz ist der Ausfluss des Chiemsees und mündet zwischen
Altötting und Marktl in den Inn. Er ist ein für die
Fischfauna wichtiger Kiesfluss, in den zum Laichen viele Fische vom Inn herauf
schwimmen, so zum Zeitpunkt der Alzkatastrophe 2012.
Seine seit etwa 1900 stark eingedämmten Uferbereiche[4]
sind fast vollständig als Natur- und Landschaftsschutzgebiete geschützt.
Zu Beginn des 20 Jahrhunderts wurden zwei lange Ausleitungen zur Verstromung
des Alzwassers in Kraftwerken bei Hart an der Alz (Süd-Chemie) und bei Burghausen (Wacker-Chemie) gebaut.
Die letzte Ausleitung beginnt bei Hart an der Alz und
führt fast das gesamte Alzwasser über den „Alzkanal“ nach Burghausen; dort wird es in dem
Wasserkraftwerk der zur Wacker-Chemie gehörenden „Alzwerke“
mit einem Höhenunterschied von ca. 60 m hinunter in die Salzach geleitet. In
der unteren Alz (unterhalb etwa Hart an der Alz) fließen deshalb oft nur noch 5 m3 Restwasser (die
vorgeschriebene Mindestrestwassermenge) von über 60 m3 oberhalb des Ausleitewerkes der Alzwerke
(siehe auch Fußnote 4); diese geringe Restwassermenge stellt eines der
wichtigsten ökologischen Probleme der Alz dar. Eine
Erhöhung der Restwassermenge wäre für die Flussökologie wichtig. Das Werk Gendorf leitet seine geklärten Abwässer bei Flusskilometer
14,5 ein [5].
Fische: Bei der Alzkatastrophe 2012 wurde die Alzfischfauna unterhalb Flusskilometer 14,5 im Wesentlichen
vernichtet wie auch ein Teil der Innfischfauna, da viele tausend Fische aus dem
Inn zum Laichen in die Alz
geschwommen waren! Die Katastrophe betrifft also nicht nur die Alz, sondern auch teilweise den Inn und über den Ausfall
der Jungfische die nächsten Fischgenerationen in beiden Flüssen. Entlang der Alz wurden (der größte Teil schon am 7. und 8. 3.) 6500 kg
größere Fische von den Werksfeuerwehren abgesammelt (ANA 16. 3.). Unbekannt ist
die Menge, die in den Inn abgetrieben wurde, die hunderttausende am Grund der Alz noch viele Tage sichtbaren kleinen toten Fische[6],
die Menge der vergifteten Klein- und Kleinstfauna und Algen. Wir gehen von
einer zweistelligen Tonnage an toten Fischen aus, das LRA schätzt auf 12 – 18
t; danach wären als Problemstoffe auch die Verwesungsprodukte von ca. 10 t
Fischen zu betrachten, die nicht eingesammelt wurden.
Interessant wäre eine Aufschlüsselung der abgesammelten Fische nach Gewicht und
Art; zumindest probeweise könnten dazu Daten vorhanden sein (wir fragen nach).
Kleinfauna: Das sind u.a. Daphnien (Wasserflöhe); Larven von Mücken,
Köcher-, Eintags- und Steinfliegen, Lid-
und Kriebelmücken, Schnaken; Wasser-käfer und –schnecken,
Würmer, Wasserasseln, … Sie sind u.a. eine wesentliche Ernährungsgrundlage für Fische
und manche Vögel. Eine erste Untersuchung bei der Einleitung des
WG und bei Hohenwart ergab 98% tote Kleinfauna bei der Einleitung und 90 bzw.
50% bei Hohenwart. An der Innmündung hat etwa 80% der Kleinfauna überlebt
(ANA); ob sich diese Situation inzwischen verbessert oder verschlechtert hat,
ist nicht bekannt; ein Gespräch mit LRA und WWA wird stattfinden.
Algen: Stark geschädigt die fädigen Grünalgen (Cladophora),
Farbe von Moosgrün ins Gräuliche. Am 30. 3. ist wieder Algenwachstum zu beobachten
(WG bei Besuch MdL Dr. Magerl)
Andere Tiere: Tiere, die auf eine prosperierende aquatische Fauna und Algen
angewiesen sind, werden verhungern. Andere Reviere können sie sich kaum suchen,
da diese schon besetzt sind. Dies betrifft etwa Kormoran, Graureiher und
Gänsesäger, Eisvogel und Wasseramsel, die sich von aquatischer Klein- und
Großfauna ernähren, aber auch Enten etc., die Algen fressen. Teilweise sind
diese Schäden auch für Vögel am Inn zu befürchten, weil auch die
Fischpopulation des Inns über die in der Alz
laichenden und vernichteten Fischbestände empfindlich getroffen ist. Mit dem
Ausfall einer ganzen Laichgeneration wird dieses Problem längere Zeit
andauern.
Durch direkte Aufnahme, etwa durch das Fressen von vergifteten Fischen, dürfte
wenig zusätzlicher Schaden entstehen, da Fettamine vor allem für Wasserfauna
und Algen giftig (Membrane, Kiemen, Haut?). Die Folgen der Verwesung der
Kadaver sind unbekannt, wurden aber sicherlich durch das schnelle Absammeln der
ca. 6.5 t Fischkadaver in der Alz mit dem deutlich
geringerem Verdünnungseffekt im Vergleich zum Inn verringert. Hauptgrund für
das schnelle Absammeln war sicher die negative Öffentlichkeitswirksamkeit der
Fischkadaver; aus diesem Grund war es auch schwierig, Fotos von toten Fischen
zu bekommen.
Dieser riesige Primärschaden an der aquatischen Fauna und Flora im Bereich der
unteren Alz und angrenzender Innbereiche und die
damit zusammenhängenden Sekundärschäden auch in anderen Bereichen der Fauna
(Vogelwelt) stellen aus Sicht des Bund Naturschutz die eigentliche Katastrophe
dar.
Glücklicherweise scheinen die im nächsten Kapitel beschriebenen Auswirkungen
auf das Wasser selbst nicht so dramatisch zu sein.
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4.
Auswirkungen auf das Wasser
(Details im Anhang 8.4)
Trinkwasser: Wegen der
Grundwasserströme erwarten wir keine Vergiftung des Trinkwassers im Bereich der
Alzgerner Brunnen; zusätzlich wird dort wegen der
PFOA-Verschmutzung[7]
ein Aktivkohlefilter betrieben, das auch Fettamin
zurückhält. LRA (12. 4.) hebt alle Einschränkungen auf, misst noch 3 – 4-mal
weiter. Ein Nutzer des alznahen Wassers als
Trinkwasser wurde gewarnt.
Grundwasser: Weil ein Übergang in das Grundwasser möglich ist, wird mindestens
4 Wochen lang gemessen. In Ufernähe wurde anfangs wegen Verwendung als
Nutzwasser gewarnt. Bisher (LRA, 12. 4.) sind keine Fettamine gefunden worden,
vorsorglich noch weitere Beprobungen.
Alzwasser: Wie zu erwarten lagen die Fettaminkonzentrationen in Alzwasser,
das am 7. 3. beprobt wurde, nur noch bis zu 0,07 mg/l.
In Wasserproben vom 10. 3. konnte der Stoff nicht mehr nachgewiesen werden.
Alz-Sedimente: Am 10. 3. wurde in Sedimentproben
bis zu 1,3 mg Fettamin/kg Sediment gemessen. WG (Mail
vom 3. 4.) meldet anfängliche Werte bis zu 7 mg/kg Sediment, Abfall auf <
0,07 mg/kg für alle Proben am 23 3. (ähnlich auch der Bayer. Landtag). (Als
Altlasten wurden Rückstände des bis vor 10 Jahren produzierten sehr schwer
abbaubaren Triphenylzinns gefunden). Das Werk
erwartet einen schnellen Abbau des Fettamins, der vom WWA gemessen und
überprüft wird. Infraserv berichtet am 30. 3. beim
Besuch Dr. Magerl, MdBL, dass „Fettamin im
Sediment stark zurückgegangen ist, von Werten von bis 7 mg/kg (9. 3.) auf unter
0,25 mg/kg (ab dem 13. 3.). Bild vom MagerlVortrag
Spülung der Alz: Eine Spülung der Alz wurde öfter diskutiert, wobei positive (Verdünnung und
Wegschwemmung der Fettaminmengen, der Fischkadaver,
…) und negative Punkte (die geschwächte überlebende aquatische Fauna wird
ausgespült, Alzwasser wird in das Grundwasser
gedrückt, …) diskutiert werden müssen. Eine Spülung kann übrigens nicht durch
die Alz-Werke sondern nur durch das LRA beschlossen
werden.
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5.
Personal, Verantwortung, Offenheit
Personal: Diesen Punkt halten wir für sehr
wichtig. Gut ausgebildetes, laufend weitergebildetes und ausreichend viel
Personal ist ein wichtiger Punkt, wenn Unfälle verhindert werden sollen.
Nach ersten Informationen ist hier gut ausgebildetes Stammpersonal involviert
gewesen, allerdings war zum Zeitpunkt des Brandes nur eine Person im
Betriebsgebäude (ANA, 18. 4.). Ist dies mit den Werksvorschriften vereinbar?
Verantwortung:
Aufgrund
einiger zumindest äußerst unglücklicher Äußerungen des Werksleiters Dr.
Langhammer oder der Pressestelle des Werkes entstanden Zweifel, ob sich das
Werk für diesen Unfall für verantwortlich hält und die Schäden begleichen würde. Die Pressestelle hat dies auf Anfrage aber abgestritten,
auch WL Langhammer hat sich am 30. 3. explizit zur Verantwortung des WG
bekannt. Auch der bayerische Landtag betonte, „dass die beteiligten Firmen für
eine lückenlose Aufklärung sorgen und für die von ihnen verursachten Schäden
aufkommen müssten.“ (SZ, 30. 3., S. 33).
Offenheit, Kommunikation: Die
Kommunikation des WG erscheint aus unserer Sicht sehr passiv und immer
unglaubwürdiger, zumindest was wesentliche Punkte betrifft, die gegenüber der
Öffentlichkeit verschwiegen werden: Es gibt wenige, teils zu massiven
Missverständnissen führende und ansonsten wenig informative Pressemitteilungen.
Manche wichtigen Informationen gelangen scheibchenweise und sehr spät an die
Öffentlichkeit, etwa die Warnungen durch Messeinrichtungen, die aber keine
Konsequenzen hatten, die geringe Rückhaltekapazität der Tanks, was vielleicht
auch eine wichtige Rolle gespielt hat (ANA, 12, 4,).
Die Informationen, die auf Fragen und
bei ersten Informationen interessierter Gruppen oder der Presse gegeben wurden,
hätten leicht in schriftlicher Form über die WG-Webseite veröffentlicht werden
können; dabei hätten auch missverständliche Aussagen etwa zur Verantwortung für
den Unfall, zur Zusammenarbeit mit dem Staatsanwalt etc. korrigiert werden
können.
Warnungen etwa vor der Nutzung des Alz-nahen
Grundwassers hätten nicht nur über die Presse sondern direkt an die betroffenen
Gemeinden und Nutzer ausgesprochen werden müssen. Ein Notfallplan
„Kommunikation mit Anliegern bei einer Alzvergiftung“
scheint nicht zu bestehen.
Das LRA (12. 4.) hat alle Fragen mit der Kripo Mühldorf abgeklärt und alle
Unterlagen zur Verfügung gestellt.
Webseite der Fa. Clariant
(www.clariant.de): Auf dieser Webseite stehen zwar zwei „aktuelle
Medienmitteilungen“ seit dem 6. 3., aber kein Hinweis auf
die durch Fettamin verursachte ökologische
Katastrophe in der Alz!
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6.
Forderungen an das WG
Unsere
Hauptforderungen:
Eine vollständige
und möglichst schnelle Renaturierung der Alz!
Ein schnellstmöglicher Wiederaufbau der gesamten Alz-Fischpopulation
sowie eine Stärkung auch der Inn-Fische, die in die Alz
zum Laichen gewandert sind und dezimiert wurden und Ersatz für die dadurch
ausbleibenden Jungfische! Dies nicht nur für die üblichen „Edelfische“ sondern
soweit möglich auch für die vielen, stärker bedrohten „Nebenfische“.
Als Voraussetzung dafür muss auch die Wasserflora und Kleinfauna so schnell wie
möglich wieder aufgebaut werden; dies kann über die natürlichen Wege aber ev.
auch in einigen Fällen über künstliche Maßnahmen geschehen.
Eine kontinuierliche oder zumindest periodische Erhöhung der Restwassermenge in
der Alz muss in ihren Auswirkungen diskutiert und ev.
realisiert werden. Weitere ökologisch sinnvolle Maßnahmen, wie
Uferaufweitungen, Ausleitungen, … sind zu diskutieren und durchzuführen.
Die Maßnahmen
müssen auf Erfolg in Alz und Inn überprüft werden.
Die Öffentlichkeit muss darüber von WG, LRA und WWA informiert werden.
Infraserv muss die Ermittlungen der
Staatsanwaltschaft bestmöglich unterstützen. Wir erkundigen uns nach dem
Ergebnis der Untersuchungen des Unfalls 1983.
Überprüfungen des
Schadens und der Renaturierung: Auswirkungen auf die aquatische
Fauna, Flora aber auch auf die von dieser Fauna und Flora abhängigen Vogelwelt und
die Wasserkörper müssen über einen genügend langen Zeitraum überprüft und die
Ergebnisse veröffentlicht werden (teilweise läuft diese Überprüfung schon,
Ergebnisse gibt es noch wenige).
Verbesserung der Flussökologie (mit den Fischern und Experten des WWA etc.
besprechen):
Forderung nach höherem Wasserfluss in der Alz über
das ganz Jahr oder zu bestimmten Zeitpunkten, etwa vor der Laichzeit?
Kann die Öffnung des Dammes bei Burgkirchen die Wiederbesiedlung von oben
beschleunigen? Wenn ja, sollte dies unbedingt realisiert werden.
Dammrückverlegungen, Flussaufweitungen, Biotope entlang der Alz,
… können die Flussökologie verbessern.
Ein quantitativer Abbau des an Schlamm und Sediment haftenden Fettamins ist für
Wiederbesatzmaßnahmen erste Voraussetzung. Der Abbau ist aber jetzt schon
weitgehend erfolgt (siehe Angaben des WG am 30. 3.);
eine weitere Voraussetzung ist die Entwicklung der Kleinfauna, über die auch
schon neuere Informationen vorliegen müssten. Insofern sollte das WG schon ein
erstes Renaturierungskonzept mit Experten entwickelt haben; es sollte der
Öffentlichkeit vorgelegt und begonnen werden (wir fragen nach).
Technische
Optimierungen, um künftige Unfälle zu vermeiden:
Infraserv berichtet (30. 3., Besuch Dr. Magerl, MdBL) über folgende Maßnahmen, die solche Katastrophen
künftig vermeiden sollen:
Entkopplung der Dachflächen bei dem betroffenen Betrieb (die
Dachentwässerung wurde vom Kühl- und Regenwasserkanal abgekoppelt); es wird
überprüft, ob dies bei weiteren Betrieben (vor allem mit stark fischtoxischen
Produkten) aus Sicherheitsgründen erforderlich ist.
Nach u.M. muss diese Entkopplung „Standard“ sein und
von den Behörden kontrolliert und eingefordert werden.
Kühlwasserüberwachung: Der Messwert
der Kühlwasserüberwachung erfolgt technisch bedingt erst ca. 5 Minuten
zeitverzögert. Diese Zeitverzögerung wird dadurch kompensiert, dass künftig ein
Schieber geschlossen wird, der im Kanalsystem so weit von der Messung entfernt
ist, dass erst dann dort das als verschmutzt gemessene Kühlwasser ankommt.
Nach u.M. muss diese Laufzeit zum Schieber „Standard“
sein und von den Behörden kontrolliert und eingefordert werden.
Freigabe der Kanäle: Die Kanäle
werden künftig nach Feuerwehreinsätzen wegen möglicherweise anhaftender
fischtoxischer Produktreste erst wieder freigegeben, wenn analytisch die
Produktfreiheit nachgewiesen ist.
Nach u.M. muss diese analytische Überprüfung
„Standard“ sein und von den Behörden kontrolliert und eingefordert werden.
Weitere Forderungen an das WG:
Offenlegen von stark wassergefährdenden Substanzen, die im Werk
(zwischen-)produziert, gelagert, transportiert werden; Kennzeichnung der
entsprechenden Betriebsteile; Offenlegung der Ablaufpläne
im Schadensfall, der Absicherungssysteme und deren Nachsicherungen (redundante Schutzsysteme).
Eine erste Maßnahme in Schadensfällen mit solchen Substanzen könnte z.B. das
sofortige Schließen aller Einleitungen in die Alz sein,
die erst nach bestimmten Überprüfungen wieder geöffnet werden dürfen.
Verbesserung der automatischen Wasser-Kontrollen vor der Einleitung in die Alz inkl. deren Verbindung zu den automatischen Schließ-
und Umleitsystemen. Wenn ein Punkt für die schlechte Erkennung von Genamin das Aufschwimmen auf Wasser wegen der niedrigen
Dichte ist, müssten Sensoren zusätzlich eingebaut werden, die an der Oberfläche
messen, oder es müsste vor dem Messen die gesamte strömende Menge verwirbelt
werden.
Generell darf Regenwasser nicht in den
Kühlwasserablauf eingeleitet werden, da überall, wo sich Regenwasser sammeln
kann, auch Löschwasser vorkommen kann.
Generell müssen die Kontrollen an den Einlaufstellen
massiv verbessert werden.
Ganz dringend ist zu untersuchen, warum
die verschiedenen Warnungen nicht ernst genommen wurden. Dies könnte
derzeit das allergrößte Problem darstellen, da die besten Warnsysteme dann
natürlich nichts nützen!
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7.
Anhänge zu den Kapiteln 1 – 7
7.1.1 Vor
allem durch Informationen aus der ANA vom 18. 4., (den vollständigen Artikel dazu bitte anklicken) zeichnet sich
derzeit folgender zeitlicher Ablauf ab; kursiv und in rot Kommentare und Fragen von uns.
Im folgenden dieser Ablauf, etwas erweitert z.B. um verschiedene
Presseerklärungen, Mitteilungen etc. und die Aktivitäten des BN.
6. 3. 2012
Vormittag: Ein Emmertinger Bürger macht das Werk
auf ungewöhnlich viel Schaum in der Alz aufmerksam.
Wie anscheinend öfter in solchen Fällen werden daraufhin alle (wahrscheinlich nur
die der in Frage kommenden Betriebe) Abwässer in die Rückhaltebecken
umgeleitet. Alle Grenzwerte seien eingehalten, das LRA informiert worden, mit
dem späteren Unfall stünde das Ereignis in keinem Zusammenhang (was aber auch nicht
stimmt, da wegen der dafür gewählten Schieberstellungen beim Unglück größere
Verzögerungen auftraten).
18:53 Clariant-Betrieb E-18 (Bau 609) startet die Filtration (der
Cu-Katalysator wird abfiltriert) wie üblich, alles normal.
19:19 Aus noch ungeklärter Ursache wird ein Kugelhahn geöffnet, der den Filter
mit dem Abgaswäscher verbindet, das Fettamin fließt in
den Abgaswäscher. Im Wäscher steigt der ph-Wert auf
über 6; die Systeme schlagen Alarm.
19:27 Im Wäscher steigt der Druck an und überschreitet kurzzeitig einen
Grenzwert. Erneut wird Alarm ausgelöst.
19:28 Temperaturen (im Wäscher?) steigen auf über 50° C; ein dritter Alarm.
19:36 Der Druck überschreitet den dreifachen Grenzwert.
19:38 Fettamin
inklusive Cu-Katalysator werden über den Abluftkamin auf das Dach gedrückt und
gelangt in den Regen- und Kühlwasserkanal (weiter in die Alz);
letzteres vermutet LRA und die Fachbehörden, auch wir haben das so gesehen.
19:43 Durch Kontakt mit Luftsauerstoff verursacht der Cu-Katalysator die
Entzündung des Gemisches. Der einzige Mitarbeiter vor Ort erleidet leichte
Verletzungen. Feuerwehr (jederzeit sind 13 Feuerwehrmänner bei Infraserv in Bereitschaft) und gleichzeitig die Kläranlage
wird über den Vorfall informiert. Entzündung anscheinend nicht sofort nach Austritt auf das
Dach!?
19:44 Der westliche Produktionsbetrieb wird abgeschaltet
19:45 Schaltwarte an der Kläranlage beginnt mit der Umleitung der Kanäle
19:46 Der östliche Produktionsbetrieb wird abgeschaltet
19:47 Austritt des Genamins über den Abgaskamin
gestoppt
19:48 Werksfeuerwehr nimmt Wasserwerfer in Betrieb. Der betriebliche Bereitschaftsdienst
wird informiert.
19:49 Meldung der Werksfeuerwehr
„Brand gelöscht
19:50 Betriebsleitung wird informiert
19:53:57 WG: „19:54 Durch die technisch bedingte Zeitverzögerung bei der
Messung und den Schließungszeitpunkt des Schiebers konnte ermittelt werden,
dass für einen Zeitraum von ca. 2 Minuten Löschwasser-Amin-Gemisch direkt in
die Alz gelangte.“ Anscheinend lag ein Grund für die
verzögerte Schließung auch in den Arbeiten am Alzeinlauf
des Werkes am Morgen des 6. 3.(siehe 1.4). Sind diese 2 Minuten
ab 19:54 gerechnet? Warum konnte vorher
kein Löschwasser-Amin-Gemisch in die Alz gelangen? Es
wird von „anfangs 8kg Emission in die Alz“ gesprochen[8].
ANA
vom 18. 4.: „Anders als von der Betriebsanweisung vorgegeben werden erst jetzt,
elf Minuten nach dem Alarm, die Schieber des Kanalsystems in Bewegung gesetzt.“
19:55:40 Die Schieber sind geschlossen. Der komplette Südkanal Ost wird in die
Rückhaltebecken ausgeleitet. Aufgrund der Restmenge vom Ereignis des Vormittags
sind die Tanks zu rund 2% gefüllt.
19:58 Wert organischer Substanzen im Wasser steigt.
20:00 Der betriebliche Bereitschaftsdienst trifft vor Ort ein.
Umweltschutzmesswagen prüft außerhalb des Werkes (was, wie lange)
20:02 Der Ablauf des Fettabscheiders wird geschlossen
20:07 Feuerwehr schaltet den letzten Wasserwerfer ab
21:45 Das WG versendet eine Pressemitteilung. In ihr wird mitgeteilt, dass der Brand
nach kurzer Zeit gelöscht werden konnte, dass die Messgruppe keine erhöhten
Werte festgestellt und dass keine Gefahr für die umliegende Bevölkerung
bestanden habe.
23:25 Werksfeuerwehr gibt ihr OK, dass Regelbetrieb im Kanalsystem wieder
aufgenommen werden könnte.
7. 3. 2012
0:31 Das Wasser des Kühl- und
Regenwasserkanals wird wieder in die Alz eingeleitet.
Rückhaltebecken zu diesem Zeitpunkt zu rund einem Drittel voll. Bis zur
vollständigen Füllung hätte das Wasser noch max. fünfeinhalb Stunden umgeleitet
werden können, dann hätten Betriebe stillgelegt werden müssen, was schon zwei
Stunden vorher hätte begonnen werden müssen).
0:31 und 0:45 Messsonden im Kanalsysstem schlagen
Alarm und zeigen weit über eine Stunde lang eine Überschreitung des
betriebsinternen Grenzwertes für organische Substanzen, teils um mehr als das
Vierfache! Der Kanal bleibt dennoch offen
Gegen 7 Uhr: Spaziergänger entdeckt massenhaft Fischkadaver in der Alz auf Höhe der Brücke Hohenwart. Er informiert den Emmertinger Gewässerspezialisten Günter Geiß.
Gegen 8 Uhr: Herr Geiß macht sich vor Ort ein Bild von der Situation und wählt
den Notruf. Kurze Zeit später treffen Polizei und Mitarbeiter des WWA ein. Ein
Polizeihubschrauber fliegt die Alz ab, bis zur
Mündung in den Inn schwimmen massenhaft tote Fische.
8:40 Das Werk wird informiert. Regen- und Kühlwasserkanal bleibt offen!
9:21 Der Schieber des Alzzuflusses wird gestoppt.
Dass dies 9
Stunden lang unerkannt geschehen konnte, ist bei „Responsible
Care“ etc. völlig unverständlich, hier müssen die Kontrollen an den Einlaufstellen
massiv verbessert werden, war unsere erste Reaktion. Dass aber mehrfache
Warnungen etc. missachtet wurden, lässt auf ein Versagen nicht der
Kontrollmessapparate sondern der daraus entstehenden Aktionen schließen, was
aus unserer Sicht noch bedenklicher ist.
10:50 Erneute Pressemitteilung des WG: Ein möglicher Zusammenhang
zwischen Fischsterben und Brand wird eingeräumt.
12:30 Pressekonferenz im Industriepark: Werksleitung sichert eine transparente
Aufklärung zu, InfraServ-Geschäftsführer Dr. Berhard Langhammer schätzt, dass das Genamin
nur über sehr kurze Zeit in die Alz gelangen konnte.
Weitere Ereignisse am 7. 3. 2012:
WWA TS entnimmt Wasser- und Fischproben; Sediment-Monitoring wird angeordnet;
LRA/WWA gehen nicht von Gefahr für das öffentliche Trinkwasser aus; Nutzer
eines privaten Trinkwasserbrunnens an der Alz werden
informiert, dass sie vorerst kein Wasser mehr dort entnehmen sollen. Kripo MÜ
fängt – unterstützt vom LKA -
zu ermitteln an. Die Kreisgruppe des Bund Naturschutz frägt bei Infraserv um Informationen nach, was akzeptiert wird.
8. 3. 2012: LRA warnt, entlang der Alz Grundwasser zu entnehmen und vorsorglich vor Kontakt
mit Alzwasser.
Ab hier nur noch Punkte, die im obigen Artikel der ANA nicht angesprochen sind
und die Meldungen von LRA und WG
9. 3. 2012: WG gibt Pressemeldung heraus: „Untersuchungen im
Industriepark Gendorf auf Hochtouren“: Hinweis auf
* mögliche Vergiftung durch Fettamin über
Löschwassereintrag,
* Monitoringprogramme mit den Behörden
LRA gibt aktuelle Meldung heraus („Schadensfall an der Alz:
Ergebnisse der Sitzung vom 9. 03.2012“): Hier ging es einmal um
* Messprogramme, die mit WWA-TS (Wasserwirtschaftsamt Traunstein) und dem Werk
vereinbart wurden. Wir haben diesbezüglich bei LRA und dem Werk Gendorf nachgefragt.
*die Sicherheit von Trinkwasser und die vorsorgliche Beschränkung der
Brauchwassernutzung über weitere Wochen.
WG gibt
12. 3. 2012: LRA Aktuelle Meldung: („Schadensfall an der Alz:
Ergebnisse der Sitzung vom 12. 03.2012“): Hier ging es um
* die Menge (800 kg Fettamin, teils verbrannt, teils
eingeleitet),
* den Eintragsweg der Fettamine (Eintrag doch nicht über das Löschwasser
sondern über Kühlwasser),
* die Ergebnisse der Alzwasserproben vom 7. 3. und
10. 3..
13. 3. 2012: Kreisgruppe des BN
übergibt dem WG anlässlich „1 Woche Alzkatastrophe“ Presseerklärung am Werkstor
und nimmt an einem kurzfristig angebotenen Informationsgespräch des WG teil.
14. 3. 2012: WG gibt Pressemeldung
heraus: „Erste Ergebnisse der Analysen zur Verunreinigung der Alz ermittelt“: Es geht um
* den Hergang (offen bleibt, wie Fettamin in das
Kühlwasser kommen konnte; in der Aktuellen Meldung des LRA am 15. 3. wurde dies
beantwortet.
* gute Zusammenarbeit mit den Behörden (LRA, WWA, LfU) und
* eine umfassende Kooperation mit dem Staatsanwalt
15. 3. LRA Aktuelle Meldung: („Schadensfall an der Alz:
Ergebnisse der Sitzung vom15. 03.2012“): Hier ging es um
* die Klärung des Eintragsweges (nach kritischer Diskussion mit Werk Gendorf)
* den zeitlichen Ablauf des Störfalles (ein wichtiges Detail, wie Kühlwasser
kontaminiert werden konnte, erklärt sich laut LRA – Punkt 2, was in der
Erklärung des Werks nicht angesprochen wurde und Fragen hinterließ,
* negative Untersuchungen (d.h. kein Fettamin
gefunden) in Trinkwasserbrunnen zweier Familien und des Zweckverbandes,
* das Monitoring an 6 Grundwasserbrunnen über mindestens 4 Wochen.
2. 4. 2012: WG Pressemitteilung zum Besuch des MdL Dr. Magerl, bei dem auch der BN war:
* WL Dr. Langhammer verspricht alle Maßnahmen, dass sich solch ein Unglück
nicht mehr ereignen kann
* WL Dr. Langhammer übernimmt die Verantwortung für den Umweltschaden
* Renaturierung erst beginnen, wenn Alzsedimente
Gift-frei; das zeichnet sich aber schon ab.
3. 4. 2012: WG
Erste „Antworten des Industrieparks Werk Gendorf zu
Fragen des Bund Naturschutz (Kreisgruppe Altötting)“
12. 4. LRA Aktuelle Meldung: („Aktueller Sachstand zum Schadensfall an der Alz“) Hier ging es um
* Trinkwasser: Keine Einschränkungen
zur Nutzung privater Trinkwasserbrunnen, vorsorglich weitere Beprobung.
Beeinträchtigung der öffentlichen Wasserversorgungen wird ausgeschlossen.
* Brauchwasser: Weitere 3 – 4 Wochen Beprobung, kein Nachweis bisher.
* Betroffene Anlage der Fa. Clariant ist außer Betrieb; wann verschiedene
Maßnahmen umgesetzt sind und die Fachbehörden den Betrieb freigeben, steht noch
nicht fest.
* Aufgrund der Genamin-Belastung der Fischproben geht
die zuständige Fachstelle davon aus, dass weder Langzeit- noch Kurzzeitaufnahme
gesundheitsschädlich sind (um welche Fische handelt es sich hier? Um die getöteten?)
* LRA hat mit der Kripo Mühldorf alle offenen Fragen abgeklärt und alle
Unterlagen zur Verfügung gestellt.
LRA (12. 4.): Der Betrieb ist noch geschlossen. Wann er nach Abschluss der
Umbauarbeiten und aller Fachbehörden wieder geöffnet wird, ist noch nicht
bekannt.
19. 4. Infraserv
Pressemitteilung: Sachverständiger
empfiehlt raschen Start beim Aufbau des Fischbestandes
10. 5. LRA Aktuelle Meldung: „Umfassende
Maßnahmen zur Revitalisierung und Renaturierung der Alz geplant“
Gemeinsames
Gespräch Infraserv, Bayer. Umweltministerium, LRA,
Regierung von Oberbayern, WWA.
* Über die Wiederherstellung des vorherigen guten Gewässerzustandes sollen
weitere Verbesserungen durchgeführt werden.
* Infraserv will neben der Behebung der Schäden auch
einen signifikanten Beitrag zu den weiteren Verbesserungen leisten.
* Weitere Verbesserungen: Verbesserung der Laichmöglichkeiten, Aufweitung der Ufer, naturnahe Nebengewässer, …
7.2 Einzelheiten zum Kühl- und
Abwassersystem
Beim
Besuch von MdL Dr. Magerl (30. 3.) erklärt WG Einzelheiten wie folgt:
Kühlwassersystem: Kühlwasser wird der Alz entnommen
und nach Benutzung in den einzelnen Anlagen an zwei Punkten in die Alz emittiert. Es kann auch in den beiden Rückhaltebecken
(je 11 000 m3 Fassungsvermögen) zurückgehalten und dann über die Kläranlage
gelenkt werden. Infraserv zeigt ein Bild des
betroffenen Kühlwasserstranges, der mit anderen Kühlwassersträngen der Fa.
Clariant (ca. 800 m3/h, „Südkanal Ost“) zuerst über eine TOC-Messstelle (Total Organic Compounds) läuft; dort
wird bei Überschreiten einer Schadstoffschwelle auf die Rückhaltebecken
umgeleitet. Mit anderen Kanälen („Südkanal Nordwest“, ca. 800 m3/h und
„Südkanal Süd“, ca. 800 m3/h) läuft das Kühlwasser über den „Südkanal“ (2400
m3/h) nach Passieren einer weiteren TOC-Messstelle (mit Abzweigung zu den
Rückhaltebecken) in die Alz; die Alz
selbst fließt mit ca. 18 000 m3/h = 5 m3/sec Restwasser. Anscheinend wird das gleiche Kanalsystem für Kühl- und Regenwasser
genutzt. Der zweite „Nord-Kanal“ wird hier nicht betrachtet.
Nachdem (ANA vom 12. 4.) die Füllung der
Rückhaltebecken doch eine größere Rolle gespielt hat, als bisher bekannt, muss
die Füllung der Becken schon tagsüber, die Kapazität der Becken in Stunden vor
einer notwendigen Betriebsschließung, die Frage nach demjenigen, der den
Beckenablass in die Alz genehmigt hat etc. besser
aufgeklärt werden.
Abwassersystem: Abwässer gehen prinzipiell über die Kläranlage,
können danach aber auch in den Rückhaltebecken zurückgehalten und ev. noch
einmal geklärt werden. Das ist Standard.
Bilder von den Kanalsystem aus dem Vortrag bei Magerl
7.3 Alz
Monitoring: Zu einem späteren Zeitpunkt wird auch der wieder
eingesetzte Fischbestand untersucht. Monitoring der Klein- und
Kleinstfauna wird derzeit durch das WWA durchgeführt und kann mit jahrelangen
Messungen vor der Alzkatastrophe verglichen werden.
Kleinfauna: Besprechung LRA, WWA, BN
am 24. 4.: Bei den Untersuchungen der Kleinfauna am 9. und 10. 3. ergab sich
zuerst, dass statt wie üblich 40 bis 50 Arten nur mehr ca. 25 Arten gefunden
wurden, davon lebende und tote; ein kleiner Trend zur Verbesserung „lebendig zu
tot“ vom 9. auf den 10., ein deutlicher Trend zur Verbesserung von der Einleitestelle zum Inn hin (mit Ausreißer bei km 3.2
(AB-Brücke); eine einzige weitere Messung (genau wann?) seither zeigte
Verbesserungen; am 26. 4. Soll wieder gemessen werden (meist zuviel Wasser gewesen!), wir fragen nach. Die
Ernährungsgrundlage der Kleinfauna ist vielfältig, es gibt Filtrierer,
Abweider (Algen), Raubtiere; die Mücken, Libellen
darunter verbringen lange Zeit außerhalb des Wassers und setzen nur die Eier
dorthin, kommen also leichter zurück; Kleinkrebse müssen eingeschwemmt werden.
Blau- und Kieselalgen weniger beeinträchtigt,
Grünalgen stark.
Nach Expertenmeinung kann man für die Kleinfauna nichts machen, muss von
alleine kommen.
Fischmonitoring: Infraserv
und Alz-Werke haben immer wieder gemonitort.
Muschelmonitoring: Generell zum Monitoring beim Landesamt für Umwelt eine Zusammenfassung. Ergebnisse des Fisch- und Muschelmonitorings in Bayern (bitte anklicken); Messstellen sind hier
bei Hohenwart und am Ende des Alzkanals.
Weitere Informationen des LfU (Bitte anklicken).
7.4 Wasser
Trinkwasser
Alzgerner Brunnen außerhalb der Zone, die von
dem Alz-Grundwasser beeinflusst wird; die dort wegen
der PFOA-Problematik verwendete Aktivkohle hält auch Fettamine zurück. (ANA
16.3., LRA) In den Brunnen an der Alz, die für
Trinkwasser genutzt werden, wurde Fettamin bisher
nicht nachgewiesen. In den Brunnen 1 und 2 des Wasserzweckverbandes Inn-Salzach
nicht nachweisbar; es wird über 4 Wochen weitergemessen. Diese Messungen macht
wahrscheinlich das WWA.
Grundwasser:
Mögliche Beeinflussung, deshalb anfangs Entnahmeverbot und Monitoring im
Bereich östlich der Alz. Dr. Burger teilt mit, dass
eine vierwöchige vorsorgliche Grundwasserüberwachung an sechs Messstellen durch
WWA TS (ANA, 16. 3., S. 32) durchgeführt wird.
WG teilt mit, dass WG zweimal pro Woche an 5 Brunnen in der Nähe
der Alz, verteilt über die Strecke von der
Einleitestelle bis zur Mündung der Alz in den Inn
misst.
Ergebnis (WG): Bei allen bisher durchgeführten Beprobungen war Genamin unter der Nachweisgrenze mit einer Ausnahme: Ein
Einzelwert war am 20.03.2012 geringfügig über
der Nachweisgrenze. Eine Nachmessung am 21.03.2012 bestätigte diesen
Befund nicht.
Alzwasser:
Pressemeldung LRA vom
12. 3.: „Das Wasserwirtschaftsamt und das Landesamt für Umwelt präsentierten
die ersten Ergebnisse der Wasserproben an der Alz,
die am 07.03.2012 gezogen wurden. Insgesamt wurden sechs Proben ausgewertet.
Die Ergebnisse lagen bei 0,07 mg/l (ca. 300m unterhalb der Einleitungsstelle),
0,06 mg/l ( an der Einleitungsstelle), 0,04 mg/l ( ca. 200m oberhalb der
Einleitungsstelle), > 0,002 mg/l (Hirten bei Flusskilometer 22), 0,04 mg/l
(alte Brücke Hohenwart bei Flusskilometer 11), 0,2 mg/l (alte Brücke Hohenwart
bei Flusskilometer 11), wobei die Bestimmungsgrenze bei 0,01 mg/l und die
Nachweisgrenze bei 0,003 mg/l liegt. In Wasserproben der Alz
am 10.03.2012 konnte der Stoff nicht mehr nachgewiesen werden“. (LRA vom 15.
3.) „an der Einleitungsstelle bei Flusskilometer 14,8 wurden Spuren des GENAMIN
LA 302 D mit Katalysator von 0,0002-0,0003 mg/l nachgewiesen. In Beprobungen
des Inns konnte der Stoff nicht nachgewiesen werden.“
Das WG teilt mit, dass Alzwasser
zweimal pro Woche an 5 Stellen in der Alz,
verteilt über die Strecke von der Einleitstelle bis zur Mündung der Alz in den Inn sowie punktuell an 4 Altarmen gemessen wird.
Genamin konnte nicht mehr nachgewiesen werden.
Ergebnis: Auch die Werte vom 7. 3. haben mit den Werten des Unfalles nichts
mehr zu tun, diese waren sicherlich viel höher. Ab dem 10. 3. konnte Genamin nicht mehr nachgewiesen werden.
Alz-Sedimente:
Das LfU hat am 10. 3.
Sedimentproben entnommen und bis zu 1,3 mgFettamin/kgSediment gemessen: Höhe Hohenwart 0,33 mg, Höhe Schützung
0,68 mg. Zusätzlich wurden als Altlasten Rückstände des bis vor 10 Jahren
produzierten sehr schwer abbaubaren Triphenylzinns
gemessen, laut Werk ohne Zusammenhang mit der jetzigen Vergiftung. Bilder von
dem Rückgang in Sediment ….
Das WG teilt mit, dass zweimal pro Woche an 5 Stellen in
der Alz, verteilt über die Strecke von der
Einleitstelle bis zur Mündung der Alz in den Inn,
Sediment gemessen wird.
Ergebnis (WG): Anfänglich Genamin-Konzentrationen bis
zu 7 mg/kg; Abfall bis zum 23.03.2012 auf < 0,07 mg/kg an allen
Messstellen.
Spülung der Alz:
Für eine Spülung
spricht, dass das Gift in den Inn gespült und 60-fach verdünnt wird, dass durch
das Wegspülen und Verteilen der toten Fische keine Geruchsbelästigung und ev.
auch keine zusätzliche Giftwirkung wegen der Zersetzung der Fische auftritt.
Dagegen spricht, dass mehr Alzwasser in das
Grundwasser gedrückt wird, dass die geschä-digte
Kleinfauna den Rest bekommt und ausgespült wird. Eine Spülung ist auch ohne die
Alzwerke über das Wehr oberhalb des Werkes möglich,
wenn dort einige Zeit Wasser ge-sammelt wird. Aber
das Frühjahrshochwasser kommt in den nächsten Tagen in jedem Fall.
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7.7 Forderungen an das WG
Renaturierung der Alz:
„Zur Bewertung des
Ökosystems Alz und die Renaturierungsmaßnahmen lässt
sich WG von dem Sachverständigen für Fischereiwesen Dr. Kurt Seifert beraten.
Alle Maßnahmen werden in Abstimmung vorgenommen. Erste Maßnahmen erst
möglich, wenn das Genamin nicht mehr nachweisbar ist“
(WG in Mail vom 3. 4.).
Landratsamt
(LRA): Das
LRA-AÖ hat bisher (13. 5. 2012) 5
„Aktuelle Meldungen“ herausgegeben (unter www.lra-aoe.de,
„Aktuelles“, Aktuelle Meldungen“), am
09. 3., 12. 3., 15. 3., 12. 4., 10. 5. (siehe Kapitel 7.1.1).
Werk Gendorf (WG; Infraserv,
Fa. Clariant): Das WG hat bisher 5 Pressemitteilungen unter „News“ (www.gendorf.de)
herausgegeben. Die Fa. Clariant berichtet überhaupt nichts über diese
Katastrophe! Am
13. 5. zwei aktuelle Meldungen, weiter am 9. 3., 14. 3., 2. 4., 19. 4.
Das WG hat am 3. 4. auf einige Fragen des
BN geantwortet. Siehe Kapitel 7.1.1.
Fa.
Clariant (www.clariant.de): Auf dieser Webseite stehen
zwar mehrere „aktuelle Medienmitteilungen“ seit dem 6. 3., aber kein Hinweis
auf die durch Fettamin verursachte ökologische
Katastrophe in der Alz!
Alt-Neuöttinger Nachrichten (ANA): Vor allem in den ersten
Tagen nach der Katastrophe gab es, wie auch in anderen lokalen Medien und der
SZ fast täglich Artikel, deren Informationen hier eingegangen sind.
Bemerkenswert war etwa die Recherche der ANA zu der vom BN erwähnten Alzkatastrophe vor 30 Jahren (1983), die Recherche zu dem
Ablauf der Katastrophe (18. 4.).
Bayerischer Landtag: Ausschuss für Umwelt und Gesundheit, Protokoll vom 29.
3.
Wir versuchen, diese Information
laufend mit neuen Ergebnissen zu ergänzen.
Richtigstellungen, Verbesserungen … bitte an
Dr. Ernst-Josef Spindler
Bund Naturschutz, Ortsgruppe Burghausen
84489 Burghausen
Am Pulverturm 19
Tel: 08677 62683
E-Mail: ernst-josef.spindler(at)web.de
[1] Nach WG vom 3. 4. auf maximal 550 kg korrigiert
[2] Das LRA (Dr. Müller) wird uns die Akteneinsicht ermöglichen (Mail vom 28. 3.). Das WG antwortete am 3. 4., die Untersuchungen von damals würden noch nicht betrachtet, da der Fall ganz anders gelagert sei. Wahrscheinlich hat WG unsere Frage nicht verstanden, da es uns um die nachträglichen Untersuchungen zur Erholung der Alz und der aquatischen Fauna von der Vergiftung ging, nicht um die Unterschiede in dem technischen Ablauf der Vergiftung. Wir fragen erneut nach.
[3] Am Pegel bei Burgkirchen fließt eine mittlere Wassermenge von 12,7 m3/sec, bei Seebruck von 52 m3/sec; dazu kommt noch die Traun mit 11 m3/sec bei Altenmarkt und weitere Nebenflüsse und Bäche. Die 5 m3 Restwassermenge müssen in der Alz als Mindestwassermenge bei der Abzweigung in den Alzkanal verbleiben.
[4] Der wilde Alzfluss mit schweren Hochwässern (die letzten 1815, 1869, 1892, 1896, 1899) wurde im oberen Teil ab etwa 1910 und im unteren Teil ab 1911/12 „korrigiert“, d.h. die Flussbreite wurde von teils bis 1 km auf 65 m Breite und weniger verengt. Die Hochwässer hatten regelmäßig die fluss-nahen Mühlen und Mühlbäche zerstört, so dass diese teilweise schon relativ früh aufgegeben wurden. Ab etwa 1917 haben die Alzwerke zuerst im unteren Teil die ganzen Mühlenrechte übernommen und dann auch mit dem Alzkanal die Hochwassergefahr im unteren Teil stark verringert (ANA, 28. 3. 2012, S. 31). Heute versucht man wieder an einigen Punkten die Alz aufzuweiten, die verlorenen Auengebiete wieder zu renaturieren.
[5] Interessant ist, dass bei Gründung des als kriegswichtig eingeschätzten Werkes Gendorf (damals Anorgana) um 1940 über eine Abwasserleitung bis in den Inn diskutiert wurde; schon zu diesem Zeitpunkt flossen ja in der Alz nur noch wenige m3/sec Wasser. Im 2. Weltkrieg hatte man dann aber andere Prioritäten. Darüber berichtet anscheinend ein Archivschriftstück R 121.2851 (wir fragen nach).
[6] Bei 5 – 6 kleinen Fischen/m2, die auf dem Boden vor allem in Ufernähe auf etwa 10 km Flusslänge lagen, ergeben sich einige 100 000 tote kleine Fische (unabhängige Schätzung von zwei Beobachtern), die nicht weggeschwemmt wurden.
[7] Siehe dazu auch www.altoetting.bund-naturschutz.de, Themen, Wasser, PFT-Problem im LK-AÖ
[8] Bayerischer Landtag, Ausschuss für Umwelt und Gesundheit, Protokoll am 29. 3.